#gehtsnochKarlsruhe – Reaktion auf Sparbeschlüsse

19.12.25

Presseinformation des Kulturring e.V. zu den Sparbeschlüssen des Karlsruher Gemeinderats

Trotz reduzierter Kürzungen weiterhin prekär
Sparbeschlüsse des Karlsruher Gemeinderats sorgen bei Kulturinitiativen für unterschiedliche Situationen

Der Kulturring Karlsruhe e.V. erkennt an, dass der Gemeinderat die Bedeutung der freien Kulturszene insoweit würdigte, dass er die Kürzungen trotz des hohen Sparzwangs der Stadt immerhin halbiert wurden. Dennoch wird dies für manche Einrichtung nicht ausreichen, um weiterbestehen zu können. So ergibt sich aus den Gemeinderatsbeschlüssen für die Einrichtungen des Kulturring ein höchst differenziertes Bild: Ein Teil der Kulturhäuser kann durch die abgesenkten Kürzungen etwas aufatmen. Nicht beseitigt wird durch die Entscheidung freilich die strukturelle Schwierigkeit, dass die Einrichtungen wegen steigender Kosten und Mieten der vielfach in städtischem Besitz befindlichen Immobilien effektiv mit empfindlichen Kürzungen konfrontiert sind.

Ausdrücklich begrüßt der Kulturring den neu eingeführten institutionellen Zuschuss für das Zentrum für zeitgenössischen Tanz TanzAreal, ohne den die für die Karlsruher Tanzszene unverzichtbare Einrichtung ansonsten kaum hätte weiterexistieren können. Ebenso erfreulich sind die Aussetzung der Kürzungen für den Werkraum, der mit künstlerischer und pädagogischer Qualifikation als Organisation für Theater, Film und Soziales wertvolle Dienste für die Stadtgesellschaft leistet, und die Förderung des Karlsruher Zentrum für queere Vielfalt queerKAstle.

„Wir freuen uns über den Teilerfolg, den unsere Kampagne `Geht’s noch Karlsruhe!?´ und die intensiven Gespräche mit den Kommunalpolitikern erzielen konnte, doch für uns als Sandkorn hilft das wenig, da wir letztlich leer ausgegangen sind“, so Daniela Kreiner, Geschäftsführerin der freien Karlsruher Bühne im Theaterhaus. Insbesondere fehlen nun die bislang sicheren Projektmittel für das Kinder- und Jugendtheater sowie die gekürzten Zuschüsse, die für den unterfinanzierten Spielbetrieb einschneidend sind. „Es wird nun Änderungen im Programm geben, denn wir können erst einmal kaum noch Eigenproduktionen in Angriff nehmen. Kinder- und Jugendproduktionen, die Schultheaterwoche oder der Jugendclub stehen stark in Frage“, so Kreiner. Abhilfe schaffen sollen erhöhte Ticketpreise und eine Crowdfunding-Kampagne, die zumindest die Kürzungen auffangen sollen.

Wenig glücklich können mit den Independant Days, dokKa und dem Stummfilmfestival Déjà Vu drei Filmfestivals der Stadt mit den Beschlüssen sein, da sie angesichts chronischer Unterfinanzierung und eines dringenden Erhöhungsbedarfs ihrer Zuschüsse nicht einmal von den Kürzungen ausgenommen wurden. Von einem „langsamen Tod“ spricht der dokKa-Filmfestivalleiter Nils Menrad, der enttäuscht darüber ist, dass die Festivals keinerlei Rückhalt im Gemeinderat genössen. „Für Großprojekte finden sich Mehrheiten, die kleinen aber werden sich selbst überlassen“, so Menrad.

Pride Pictures Queer Film Festival hatten mit der Kürzung gerechnet. Da die Förderung über den Projektpool Film der Stadt Karlsruhe aber nur etwa 4% ihres Festivalbudgets ausmachen, können sie die nunmehr halbierte Kürzung, was bei ihnen lediglich 100 Euro ausmacht, zwar verschmerzen, wären aber dringend auf eine Zuschusserhöhung angewiesen gewesen, um steigenden Kosten zu kompensieren. Auch sie sehen im Abstimmungsverhalten des Gemeinderats eine fehlende Wertschätzung ihres Festivals.

„Ich war vollkommen perplex und saumäßig sauer“, so Christian Plüschi Bundschuh von SAU e.V., die als Kulturverein die Konzerte in der Punk-Rock-Bar Alte Hackerei auf dem Alten Schlachthof organisieren. Dass die Grünen und die SPD andere von den Sparmaßnahmen ausgenommen und geschlossen gegen seinen Verein gestimmt hätten, habe ihn vollkommen überrascht und sei Spalterei und ein Zeichen, das viele seiner Vereinsmitglieder vollkommen verärgert habe. Dabei sei es bei ihnen gerade einmal um 980 Euro gegangen. In Zukunft will Bundschuh das direkte Gespräch mit den Gemeinderäten suchen, deren Verhalten er als komplettes Versagen wertet.

Beim KOHI verzichtete eine Mehrheit im Gemeinderat nicht nur auf Kürzungen, sondern erhöhte den jährlichen Zuschuss sogar um 5000 Euro. Diese Unterstützung und die damit verbundene Anerkennung seien für das KOHI viel wert, so KOHI-Vorstand Thilo Franz. Dennoch bleibe die Situation des Kulturraums am Werderplatz prekär. Um über 2026 hinaus überleben zu können, fehlen dem Kulturraum jetzt immer noch jährlich 19.000 Euro, die er über neue Mitglieder, Sponsoren und Spenden aufbringen muss. Wobei das Spendenaufkommen schon bei 50.000 Euro jährlich liege, so Franz.