Der Kulturring Karlsruhe ist ein spartenübergreifender Zusammenschluss Karlsruher Kultureinrichtungen in freier Trägerschaft. Wir möchten der freien Kunst- und Kulturszene in Karlsruhe mehr Geltung verschaffen und die Voraussetzungen für ihre Entwicklung verbessern.
Presseinformation des Kulturring e.V. zu den Sparbeschlüssen des Karlsruher Gemeinderats
Trotz reduzierter Kürzungen weiterhin prekär
Sparbeschlüsse des Karlsruher Gemeinderats sorgen bei Kulturinitiativen für unterschiedliche Situationen
Der Kulturring Karlsruhe e.V. erkennt an, dass der Gemeinderat die Bedeutung der freien Kulturszene insoweit würdigte, dass er die Kürzungen trotz des hohen Sparzwangs der Stadt immerhin halbiert wurden. Dennoch wird dies für manche Einrichtung nicht ausreichen, um weiterbestehen zu können. So ergibt sich aus den Gemeinderatsbeschlüssen für die Einrichtungen des Kulturring ein höchst differenziertes Bild: Ein Teil der Kulturhäuser kann durch die abgesenkten Kürzungen etwas aufatmen. Nicht beseitigt wird durch die Entscheidung freilich die strukturelle Schwierigkeit, dass die Einrichtungen wegen steigender Kosten und Mieten der vielfach in städtischem Besitz befindlichen Immobilien effektiv mit empfindlichen Kürzungen konfrontiert sind.
Ausdrücklich begrüßt der Kulturring den neu eingeführten institutionellen Zuschuss für das Zentrum für zeitgenössischen Tanz TanzAreal, ohne den die für die Karlsruher Tanzszene unverzichtbare Einrichtung ansonsten kaum hätte weiterexistieren können. Ebenso erfreulich sind die Aussetzung der Kürzungen für den Werkraum, der mit künstlerischer und pädagogischer Qualifikation als Organisation für Theater, Film und Soziales wertvolle Dienste für die Stadtgesellschaft leistet, und die Förderung des Karlsruher Zentrum für queere Vielfalt queerKAstle.
„Wir freuen uns über den Teilerfolg, den unsere Kampagne `Geht’s noch Karlsruhe!?´ und die intensiven Gespräche mit den Kommunalpolitikern erzielen konnte, doch für uns als Sandkorn hilft das wenig, da wir letztlich leer ausgegangen sind“, so Daniela Kreiner, Geschäftsführerin der freien Karlsruher Bühne im Theaterhaus. Insbesondere fehlen nun die bislang sicheren Projektmittel für das Kinder- und Jugendtheater sowie die gekürzten Zuschüsse, die für den unterfinanzierten Spielbetrieb einschneidend sind. „Es wird nun Änderungen im Programm geben, denn wir können erst einmal kaum noch Eigenproduktionen in Angriff nehmen. Kinder- und Jugendproduktionen, die Schultheaterwoche oder der Jugendclub stehen stark in Frage“, so Kreiner. Abhilfe schaffen sollen erhöhte Ticketpreise und eine Crowdfunding-Kampagne, die zumindest die Kürzungen auffangen sollen.
Wenig glücklich können mit den Independant Days, dokKa und dem Stummfilmfestival Déjà Vu drei Filmfestivals der Stadt mit den Beschlüssen sein, da sie angesichts chronischer Unterfinanzierung und eines dringenden Erhöhungsbedarfs ihrer Zuschüsse nicht einmal von den Kürzungen ausgenommen wurden. Von einem „langsamen Tod“ spricht der dokKa-Filmfestivalleiter Nils Menrad, der enttäuscht darüber ist, dass die Festivals keinerlei Rückhalt im Gemeinderat genössen. „Für Großprojekte finden sich Mehrheiten, die kleinen aber werden sich selbst überlassen“, so Menrad.
Pride Pictures Queer Film Festival hatten mit der Kürzung gerechnet. Da die Förderung über den Projektpool Film der Stadt Karlsruhe aber nur etwa 4% ihres Festivalbudgets ausmachen, können sie die nunmehr halbierte Kürzung, was bei ihnen lediglich 100 Euro ausmacht, zwar verschmerzen, wären aber dringend auf eine Zuschusserhöhung angewiesen gewesen, um steigenden Kosten zu kompensieren. Auch sie sehen im Abstimmungsverhalten des Gemeinderats eine fehlende Wertschätzung ihres Festivals.
„Ich war vollkommen perplex und saumäßig sauer“, so Christian Plüschi Bundschuh von SAU e.V., die als Kulturverein die Konzerte in der Punk-Rock-Bar Alte Hackerei auf dem Alten Schlachthof organisieren. Dass die Grünen und die SPD andere von den Sparmaßnahmen ausgenommen und geschlossen gegen seinen Verein gestimmt hätten, habe ihn vollkommen überrascht und sei Spalterei und ein Zeichen, das viele seiner Vereinsmitglieder vollkommen verärgert habe. Dabei sei es bei ihnen gerade einmal um 980 Euro gegangen. In Zukunft will Bundschuh das direkte Gespräch mit den Gemeinderäten suchen, deren Verhalten er als komplettes Versagen wertet.
Beim KOHI verzichtete eine Mehrheit im Gemeinderat nicht nur auf Kürzungen, sondern erhöhte den jährlichen Zuschuss sogar um 5000 Euro. Diese Unterstützung und die damit verbundene Anerkennung seien für das KOHI viel wert, so KOHI-Vorstand Thilo Franz. Dennoch bleibe die Situation des Kulturraums am Werderplatz prekär. Um über 2026 hinaus überleben zu können, fehlen dem Kulturraum jetzt immer noch jährlich 19.000 Euro, die er über neue Mitglieder, Sponsoren und Spenden aufbringen muss. Wobei das Spendenaufkommen schon bei 50.000 Euro jährlich liege, so Franz.
Daniela Kreiner übergibt die Petition #gehtsnochkarlsruhe an Kulturbürgermeister Dr. Albert Käuflein im Rathaus Karlsruhe – 13029 Unterschriften für die Unverzichtbarkeit der freien Kulturszene in Karlsruhe.
Übergabe von 13.000 Unterschriften und über 1000 Postkarten an Kulturbürgermeister Dr. Albert Käuflein
Mehr als 13.000 Menschen hatten die Petition unterzeichnet, die der Kulturring Karlsruhe e.V. im Rahmen seiner Kampagne „Geht’s noch Karlsruhe?! Die Kultur stirbt!“ gegen die geplanten, flächendeckenden Sparmaßnahmen der Stadt Karlsruhe vor einigen Wochen gestartet hatte. Einen Ordner mit den Namen der Unterzeichnenden sowie weit über 1000 Postkarten, auf denen Karlsruherinnen und Karlsruher ihren Protest gegen das für manche Kultureinrichtungen existenzbedrohende Streichkonzert teilweise ausführlich begründeten, übergaben Vertreterinnnen und Vertreter des Kulturrings am Donnerstagnachmittag im Rathaus am Marktplatz dem Karlsruher Kulturbürgermeister Dr. Albert Käuflein.
„Wir haben bei den Karlsruherinnen und Karlsruhern sehr große Wertschätzung erfahren,“ betonte die für den Kulturring sprechende Daniela Kreiner vom Sandkorn, die auch berichtete, in den vergangenen Wochen unzählige persönliche Rückmeldungen erhalten zu haben: „Das hat sehr gut getan.“ Bürgermeister Käuflein bedankte sich grundsätzlich für dieses Engagement für die Kultur, verwies aber darauf, dass die Stadt in allen Bereichen sparen müsse und dabei die Kultur nicht ausnehmen könne. Er übernehme die Verantwortung für die vorgelegten Sparvorschläge, ob der Gemeinderat diesen Vorschlägen folge, werde man in der kommenden Woche sehen. Was zu verhindern wäre, sei ein „nicht genehmigungsfähiger Haushalt“, der vor allem auch für die Kultur von Schaden sei, weil dann keinerlei freiwillige Auszahlungen getätigt werden könnten.
Wir danken allen, die uns unterstützen und mitgemacht haben!
Der Kulturring ist ein spartenübergreifender Zusammenschluss Karlsruher Kultureinrichtungen in freier Trägerschaft.
Mit Jazzclub, jubez, Substage, der Kinemathek, dem Dokumentarfilmfestival dokKa und dem Déjà Vu Stummfilm-Festival, dem SAU e.V. (Alte Hackerei), dem KOHI Kulturraum, Kulturhaus Mikado, NUN Kulturraum, die Anstoß, dem Studentischen Kulturzentrum am KIT sowie den Kulturzentren P8, Tempel und Tollhaus, dem kulturpädagogischen Werkraum sowie dem Theaterhaus mit den Ensembles marotte Figurentheater, Das Sandkorn und Jakobus-Theater erreichten die Träger des Kulturrings 2019 mit mehr als 3000 einzelnen Veranstaltungen weit über 400.000 Besucher:innen. Dies ist eine Größe, die ein Drittel über der Einwohnerzahl von Karlsruhe liegt. Seit 2019 sind weitere Einrichtungen wie die Kulturküche und das Filmboard zum Kulturring gestoßen.
In den Einrichtungen und Initiativen des Kulturrings arbeiten und engagieren sich rund sechs Dutzend Festangestellte, über 132 Minijobber sowie etwa weit über 600 Ehrenamtliche. Mit seinen zahlreichen und vielfältigen Angeboten auch zur aktiven Teilnahme tragen die Einrichtungen des Kulturrings erheblich zur kulturellen Vielfalt und dem Standortvorteil Karlsruhes bei. Schon alleine die zahlreichen Festivals, die die Kulturring-Mitglieder über das Jahr veranstalten, tragen den Ruf der Kulturstadt Karlsruhe weit über die Region hinaus.
Der Kulturring versteht sich als informelle Plattform, Interessensvertretung und Sprachrohr seiner Mitglieder. Er verfolgt das Ziel, der freien Kunst- und Kulturszene in Karlsruhe mehr Geltung zu verschaffen und die Voraussetzung für ihre Entwicklung zu verbessern.
Der Kulturring Karlsruhe e.V. wurde am 21. Februar 1989 gegründet und trat im Dezember 1989 erstmals mit einer programmatischen Erklärung an die Öffentlichkeit. Er war ursprünglich ein Zusammenschluss von Künstlerinnen und Künstlern, Kulturjournalisten und -aktivisten, der sich in verschiedene Sparten „Musik“, „Literatur“, „Bildende Kunst“, „Theater“ und „Soziokultur“ aufgliederte.
Nach wenigen Jahren hatte sich der Kulturring als umfassender Dachverband erschöpft. Alleine die Sektion „Soziokultur“, in der sich verschiedene Kulturveranstalter mit dezidiert kulturpolitischem Interesse zusammenfanden, setzt ihre Arbeit seither kontinuierlich fort.
Der Kulturring versteht sich nicht selbst als Veranstalter, gemeinsame Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen und öffentliche Foren zu wichtigen Themen wie anstehenden Wahlen finden jedoch je nach Anlass statt. Der Kulturring ist durch den Kinemathek-Vorstand und dokka-Dokumentarfilmfestival-Begründer Nils Menrad im Kulturausschuss des Karlsruher Gemeinderats beratend vertreten und hält den Kontakt zum Kulturamt der Stadt und kulturpolitischen Vertretern der kommunalen Fraktionen.
Über die Aufnahme in den Kulturring entscheiden die Mitglieder nach einem formlosen Antrag an den Vorstand.
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