Erste Erklärung

Erste Erklärung des Kulturring Karlsruhe e.V. vom 04.12.1989
Vorstellungen und Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der freien Kulturschaffenden in Karlsruhe

1. Dialog

Der Kulturring als Interessenvertretung der freien Kulturschaffenden wünscht einen regelmäßigen Dialog mit den im Gemeinderat vertretenen Fraktionen und dem Kulturreferat. Dabei ist an einen informellen Austausch über kulturpolitische Konzepte und Ent-wicklungen gedacht, mit dem Ziel, gemeinsam besser und effektiver als bisher auf neue Situationen und Probleme reagieren zu können, und bei Mißständen schneller Abhilfe zu schaffen.

2. Kulturausschuß

Der Kulturring fordert einen beratenden Sitz im Kulturausschuß des Gemeinderats, um die Interessen der freien Kulturschaffenden besser und schneller einbringen und die Mitglieder dieses Gremiums über aktuelle Entwicklungen und förderungswürdige Projekte informieren zu können. Die Mitarbeit eines Sachverständigen in diesem Gremium wird zudem eine höhere Akzeptanz der freien Kulturarbeit zur Folge haben.

3. Räumlichkeiten für freie Kultur

Immer noch fehlen in Karlsruhe Produktions- und Veranstaltungsräume, Ateliers und Proberäume für die Freie Kulturarbeit. Insbesondere fehlt ein Kulturzentrum, das den soziokulturellen Bedürfnissen der Karlsruher Bevölkerung Rechnung trägt.

4. Juristische Beratung

Die soziale Absicherung für freischaffende Künstle-rinnen sowie das Urheberrecht für Bild, Wort und Ton sind in vorbildlicher Weise geregelt. Leider stehen ihrer Nutzung durch Produzenten und Vermittler häufig bürokratische und juristische Hürden im Wege.
Es ist deshalb dringen erforderlich, eine Institution zu schaffen, die hier die einzelnen Kulturschaffenden sinnvoll unterstützt. Angestrebt wird die Einrichtung einer juristischen Beratung für KünstlerInnen, Kunst- und Kulturbetriebe.

5. Kulturentwicklungsplan

Seit einigen Jahren wird von der Stadt Karlsruhe an einem Kulturentwicklungsplan gearbeitet. Die Arbeit der Freien Kulturschaffenden wird darin nicht berücksichtigt. Da sie jedoch einen wesentlichen Teil der kulturellen Arbeit vor Ort leisten, fordert der Kulturring die adäquate Miteinbeziehung am Kulturentwicklungsplan der Stadt.

6. Erhöhung des Etats für die Freie Kulturarbeit

Nach wie vor erfährt die Freie Kulturarbeit keine ihr angemessene Anerkennung. Dies manifestiert sich sowohl in der städtischen PR-Arbeit, die diesen Bereich weitgehend ausklammert, als auch in ihrer finanziellen Förderung. Der Kulturring fordert deshalb die Aufstockung des Kulturetats von bisher ca. 700.000 DM auf 5 Millionen DM. Dies entspricht knapp 10% der Summe, die die Stadt jährlich für die sogenannte etablierte Kultur aufwendet.